Börsen-Zeitung | 7 Tage Märkte

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#00: 00:10-7# „7 Tage Märkte – die Wochenvorschau der Börsen-Zeitung“

#00: 00:24-4# In der sechsten Kalenderwoche stehen wieder einige spannende Termine und Ereignisse an. Der Reisekonzern Tui veröffentlicht Zahlen zum ersten Quartal und hält eine Hauptversammlung ab. Von Delivery Hero kommt ein Trading Update. Und so unterschiedliche Unternehmen wie Qiagen oder die französischen Großbanken BNP Paribas, Société Générale und Credit Agricole liefern ebenso Jahreszahlen wie die Deutsche Börse, die zudem zur Jahrespressekonferenz eingeladen hatte. Zu diesen Themen und weiteren Terminen informieren wir Sie in den nächsten etwa 20 Minuten in der neuen Episode unseres Podcast „7 Tage Märkte“. Und dazu begrüße ich Sie herzlich, liebe Zuhörerinnen und Zuhörer. Heute ist Freitag, der 4. Februar, mein Name ist Franz Công Bùi und ich bin Redakteur der Börsen-Zeitung, und gemeinsam mit meinen Kollegen Christopher Kalbhenn, Leiter des Kapitalmarkt-Ressorts, und Christiane Lang stelle ich Ihnen die Themen vor, die in der anstehenden Woche wichtig werden. Und starten wollen wir mit der Deutschen Börse. Dazu begrüße ich Christopher Kalbhenn, wie erwähnt Leiter des Kapitalmarkt-Ressorts.

#00: Hallo Christopher!

#00: Hallo Franz!

#00: Die Deutsche Börse legt am Mittwoch nach Handelsschluss ihre Jahreszahlen vor, und für den Folgetag ist die Bilanzpressekonferenz angesetzt. Was ist da zu erwarten?

#00: 01:32-2# Laut Refinitiv erwarten die Analysten im Median, dass die Deutsche Börse ihren Umsatz und ihr operatives Ergebnis, genauer gesagt das Ebitda, im Vergleich zu 2020 um jeweils mehr als acht Prozent auf 2 Milliarden im Ergebnis und rund 3,5 Milliarden im Umsatz gesteigert hat.

#00: Und hat sie damit ihre Ziele erreicht?

#00: Die für 2021 gesetzten Ziele sind damit erreicht. Die Börse hatte nach den Zahlen zum dritten Quartal nochmals bestätigt, dass sie an den Zielen von 2 Milliarden im Ergebnis und 3,5 Milliarden Euro Umsatz festhält. Es scheint also, dass das erreicht wird. Sie liegt damit auch gut im Plan, ihre Mittelfristziele zu erreichen, nämlich ihren Umsatz und ihr Ergebnis in den Jahren 2019 bis 23 jährlich durchschnittlich um zehn Prozent zu steigern.

#00: Okay, und wie ist dieses Wachstum zu bewerten? Mit welchen Herausforderungen hat es die Deutsche Börse zu tun?

#00: Das ist eigentlich ein ganz ordentliches Ergebnis, wenn man eben diese erwähnten Herausforderungen bedenkt. 2020 gab es im ersten Quartal einen Rekord, weil durch den Corona-Crash die Umsätze explodiert sind. Und das war natürlich im zurückliegenden Jahr im ersten Quartal nicht zu toppen, da war ein Rückgang unvermeidlich. Dann gab es auch noch Gegenwinde durch die niedrigen Zinsen. Die drücken auf die Zinseinnahmen. Außerdem war die Volatilität auch im zweiten Quartal 2021 noch mal sehr niedrig, ging sogar weiter zurück, was zur Folge hatte, dass die Handelsumsätze gerade im wichtigen Aktienkontraktebereich auf den niedrigsten Stand seit 2015 sogar gesunken sind.

#00: In welchen Bereichen lief es für die Deutsche Börse gut oder besonders gut?

#00: Die Umsatz- und Ergebnissteigerungen kamen aus zwei Quellen. Zum einen und auch in erster Linie durch Akquisitionen, die sie getätigt hat. Sie konnte die Übernahme der Institution Shareholder Services schnell abschließen. Die Komplettübernahme der UBS Fondcenter auch sehr schnell. Das hat im Wesentlichen zu den Umsatzsteigerungen geführt. Außerdem haben die strukturellen Wachstumsgeschäftsfelder zum Teil sehr gut abgeschnitten, insbesondere das Fondsservicegeschäft. Es ist im gesamten Jahr sehr stark gewachsen. Im dritten Quartal beispielsweise lag die Steigerung bei 55 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Und das war nicht nur auf die Akquisitionen zurückzuführen, sondern organisch ist der Bereich auch sehr stark gewachsen, um 28 Prozent.

#00: Und worauf werden sich denn die Investoren bei der Zahlenvorlage fokussieren?

#00: Nun, in erster Linie werden sie sich sicherlich auf den Ausblick des Unternehmens auf das neue Jahr fokussieren, auch natürlich auf die Mittelfriststrategie. Ist die Deutsche Börse nach wie vor zuversichtlich, sie zu erreichen? Ich denke, das wird sie auch sein. Details, die sehr interessant sein werden, sind unter anderem die Übernahme der Crypto Finance. Das ist ein Schweizer Fintech. Die wurde erst kurz vor Jahresschluss abgeschlossen und wird nun voll zur Geltung kommen in diesem Jahr. Interessant wird hier sein, welchen Erlösbeitrag aus dieser Übernahme die Deutsche Börse veranschlagt. Natürlich schaut man immer auch auf die Dividende. Marktteilnehmer gehen im Schnitt ungefähr von 3,3 Euro je Aktie an. Es könnte aber auch durchaus weniger sein. Die Deutsche Bank beispielsweise glaubt das ist nur eine Dividende von 3,10 nach 3 im Vorjahr geben wird. Begründet wird das damit, dass die Deutsche Börse weiterhin sich auf Akquisitionen fokussieren wird, also dafür auch Geld zusammenhalten will, praktisch. Und die Deutsche Bank findet das auch richtig.

#00: 04:44-9# Vielen Dank, Christopher. Dann sind wir gespannt auf die detaillierten Zahlen der Deutschen Börse und auch den Ausblick, den sie geben wird.

#00: Danke, habe ich gern gemacht.

#00: 04:55-3# Darüber hinaus gibt es noch weitere wichtige Themen in der neuen Woche, und die stellt meine Kollegin Christiane Lang vor. Hallo, Christiane, was hast Du heute mitgebracht?

#00: 05:03-6# Hallo Franz, ja, wir starten heute mit Tui. Das ist ja der weltgrößte Touristikkonzern, der am Dienstag seine Hauptversammlung abhält und die Zahlen für das erste Quartal des Geschäftsjahres 2021/22 präsentiert. Nachdem der Konzern, der durch die Pandemie sehr stark angeschlagen ist, seinen operativen Verlust im Geschäftsjahr 2020/21 deutlich verringert hat, geht das Management im laufenden Jahr von einer weiteren deutlichen Ergebnisverbesserung aus.

#00: 05:30-7# Tui rechnet also nicht damit, dass Omikron die Reiseaktivitäten stark beeinflussen wird?

#00: 05:35-3# Nein, CEO Friedrich Joussen hat im Dezember sogar gesagt, er erwartet, dass im Sommer 2022 ein weitgehend normalisiertes Buchungsverhalten erreicht wird. Das hat übrigens Finanzchef Sebastian Ebel im Januar im Interview der Börsen-Zeitung auch noch einmal bekräftigt. Und er stützt sich dabei auch auf die Entwicklung in England, wo sich das Buchungsaufkommen sehr stark belebt hat. Und außerdem hat sich der Cash-flow im dritten und vierten Quartal des Geschäftsjahres positiv entwickelt, sodass das Management die ganze Entwicklung als ermutigend bezeichnet hat.

#00: 06:06-0# Nun hat der Konzern ja in der Pandemie vom Staat Hilfen in Milliardenhöhe halten und eine deutlich gestiegene Schuldenlast jetzt. Wie soll das abgebaut werden?

#00: 06:14-4# Geplant ist, in diesem Jahr die Nettoverschuldung von 6,4 auf knapp 5 Milliarden Euro ab zu bauen. Durch die anziehenden Buchungen und die positive Cash-flow-Entwicklung sieht sich Tui auf gutem Weg. Und nach wie vor geht es zwar um die Sicherung der Liquidität, aber der Fokus richtet sich inzwischen durchaus stärker darauf, das operative Ergebnis und den Cash-flow und nach vorne zu bringen, wie es Finanzchef Ebel formuliert hat. Und dabei setzt das Unternehmen nicht nur auf Kostensenkungen. Laut Ebel will Tui auch zeigen, dass der Konzern wieder auf Wachstumspfaden unterwegs ist.

#00: Am Mittwoch legt der Diagnostikkonzern Qiagen die vorläufigen Zahlen für das abgelaufene Geschäftsjahr vor.

#00: 06:51-8# Als Spezialist für Diagnostik profitiert der Konzern ja sehr von der Pandemie.

#00: 06:56-4# So ist es, wenn man mal auf das dritte Quartal schaut – da wurden die Prognosen für Umsatz und Ergebnis deutlich übertroffen. Und für das Gesamtjahr hatte der Vorstand Anfang November eine währungsbereinigte Umsatzsteigerung von 15 Prozent und einen bereinigten Gewinn je Aktie von mindestens 2,48 Dollar prognostiziert. Dass ist dann ebenfalls eine Steigerung von etwa 15 Prozent.

#00: 07:16-9# Im vergangenen Sommer hatte Qiagen die Prognosen aber erst einmal gesenkt, oder? Bevor sie im November wieder hoch gesetzt wurden. Woran liegt das?

#00: 07:24-0# Also, Grund für die Senkung des Ausblicks im vergangenen Juli war der kräftige Fortschritt bei den Corona-Impfungen. Denn damit sind die Testzahlen ja erstmal zurückgegangen. Die Kehrtwende im November geht auf die wieder steigende Nachfrage nach Testprodukten zurück, und das war sogar noch vor dem Auftauchen von der Omikron-Variante. Also Omikron hat den Bedarf an Tests natürlich dann noch mal ordentlich gepusht.

#00: Aber Qiagen lebt ja nicht nur von den Corona-Tests?

#00: Natürlich nicht. Das Management hat in den vergangenen Monaten immer wieder hervorgehoben, dass die Anstiege nicht nur auf die Pandemie zurückzuführen sind, sondern Qiagen auch in den Non-Covid-Produktgruppen erheblich zulegt, im dritten Quartal sogar deutlich stärker als der Covid-Bereich. Zudem haben Diagnostikfirmen nach Aussagen des Vorstands einen ganz neuen Stellenwert bekommen, da der Wert von Früherkennung von Infektionen generell erkannt worden ist.

#00: Es kam ja auch immer wieder Spekulationen um eine Übernahme von Qiagen auf. Was ist denn da dran?

#00: Das stimmt, die gibt es immer wieder. Qiagen, die ja seit August im Dax notiert ist, hat nämlich keinen dominierenden Großaktionär. Und 2020 hatte der amerikanische Technologiekonzern Thermo Fisher Scientific versucht Qiagen für mehr als 11 Mrd. Euro zu übernehmen, war aber an den Aktionären gescheitert, sprich er hatte die Annahmeschwelle verfehlt. Qiagen ist allerdings selbst an Akquisitionen interessiert und schaut sich nach eigenen Aussagen intensiv um. Mit etwa 1 Mrd. Dollar an liquiden Mitteln und einem hohen freien Cash-flow sind dafür Mittel auch da.

#00: Am Donnerstag veröffentlicht der Lieferdienst Delivery Hero in einem Trading-Update erste Geschäftszahlen zum vierten Quartal 2021 und zum abgelaufenen Geschäftsjahr, allerdings erstmal nur Zahlen zu den Bestellungen, dem über die Plattformen abgewickelten Bruttowarenwert und zu Segmentumsätzen. Tiefere Einblicke in die Ertragslage gibt das Unternehmen, das im Dax notiert ist, erst in zweieinhalb Monaten, und zwar am 28. April.

#00: Delivery Hero wächst rasant, steckt aber doch immer noch in den roten Zahlen.

#00: Genau. Für 2021 insgesamt zeichnen sich in bereinigter Rechnung Verluste vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen von grob 700 Mill. Euro ab. Und unter dem Strich dürften es gemäß Analystenschätzungen weit mehr als 1 Mrd. Euro sein.

#00: Und ist denn Besserung in Sicht?

Das sieht tatsächlich so aus: Zwar nicht auf Konzernebene, aber im Kerngeschäft mit Essenslieferungen peilt das Management in der zweiten Hälfte 2022 den Sprung an die Gewinnschwelle an, zumindest beim Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen. Auch im Quick Commerce, also der schnellen Auslieferung von Supermarktartikeln, sollen die Verluste bald sinken, doch die schwarze Null ist in diesem neuen Segment doch einiges weiter entfernt als im angestammten Geschäft mit Essenslieferungen. Die Investitionen in diesen neuen Bereich werden im laufenden Quartal nochmal steigen und danach sinken, so dass sich hier auch ein Verlustabbau abzeichnet.

#00: 10:11-3# Die kommenden sieben Tage haben aber auch noch weitere bedeutsame Termine und Ereignisse zu bieten. Und es werden auch wichtige Konjunkturindikatoren veröffentlicht. Eine Übersicht zu all dem finden Sie heute im Finanzmarktkalender auf Seite 2 der Börsen-Zeitung und unter boersen-zeitung.de/finanzmarktkalender.

#00: Daneben ist das Folgende noch erwähnenswert.

#00: Für Montag ist ein informelles Treffen der EU-Agrar- und Fischereiminister in Straßburg angesetzt.

#00: Zur Wochenmitte findet die Jahresauftakt-Pressekonferenz des Verbandes der Automobilindustrie (VDA) statt.

#00: Am Donnerstag soll am Bundesgerichtshof in Karlsruhe bei mehreren Diesel-Verfahren die Frage geklärt werden, ob die Schadenersatz-Ansprüche gegen VW verjährt sind. Derweil informiert die schwedische Zentralbank über ihren Zinsentscheid. Und der Fondsverband BVI hat zur Online-Pressekonferenz zur Entwicklung der Fondsbranche 2021 eingeladen.

#00: Zum Wochenabschluss ist die Börse in Japan feiertagsbedingt geschlossen. Unterdessen präsentiert die internationale Energieagentur den Monatsbericht zum Ölmarkt. Und die Ratingagentur Moody’s legt die Einstufungen für Deutschland und Dänemark vor, während Standard & Poor’s über die Ratings für Ungarn sowie die Schweiz und Fitch über die Ratingeinstufungen von Lettland, Luxemburg und die Türkei informieren.

#00: Ein paar runde Geburtstage gibt es in den nächsten Tagen ebenfalls zu feiern. 60 Jahre alt werden Sabine Heimbach, geschäftsführendes Vorstandsmitglied des Bayerischen Bankenverbandes und zuvor Stellvertretende Sprecherin von Bundeskanzlerin Angela Merkel sowie davor Leiterin des Hauptstadtbüros vom Deutschen Aktieninstitut (DAI), und Frank-Peter Martin, ehemals Head of Asset & Wealth Management und in der erweiterten Geschäftsführung beim Bankhaus Lampe sowie davor Partner und Investmentchef des Bankhauses Metzler. Ihren 65. Geburtstag feiern Gerhard Hofmann, Mitglied des Vorstandes des Bundesverbands der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken BVR, und der ehemalige Bundessprecher der Interessengemeinschaft kleiner und mittlerer Genossenschaftsbanken, Berend Gortmann. 70 Jahre alt werden der ehemalige Verdi-Vorsitzende Frank Bsirske und der vormalige Bayer-Finanzvorstand Klaus Kühn. Und seinen 85. Geburtstag begeht Gerd Schmitz-Morkramer, ehemals Sprecher der Geschäftsleitung und anschließend Vorsitzender des Gesellschafterausschusses von Merck Finck & Co.

#00: Artikel zu Geburtstagen und Personalien finden Sie nicht nur auf der Personen-Seite der Börsen-Zeitung, sondern auch gebündelt in unserer Personalia-App.

#00: Und an dieser Stelle möchte ich an den Safer Internet Day erinnern und auf den Internationalen Tag der Frauen und Mädchen in der Wissenschaft aufmerksam machen, die beide in der kommenden Woche anstehen.

#00: 12:44-0# Zum Schluss noch ein paar Hinweise in eigener Sache.

#00: In der Samstagsausgabe finden Sie wie stets die Spezialthemaseite „Recht & Kapitalmarkt“.

#00: Am Dienstag gibt es eine neue Ausgabe von Fonds & Finanzen, dem Newsletter der Börsen-Zeitung mit Themen rund um die Assetmanagement-Branche.

#00: Am Donnerstag erscheint die Sonderbeilage „70 Jahre Börsen-Zeitung – Partner des Finanzplatzes Stuttgart“.

#00: Und an dem Tag kommt auch eine neue Episode von „Nachhaltiges Investieren – Der Podcast von Börsen-Zeitung und Union Investment rund um Sustainable Finance". Darin spricht Dustin Neuneyer, Leiter Deutschland und Österreich der UN-Initiative PRI, über die freiwilligen Klimainitiativen der Finanzindustrie.

#00: Und hören Sie ebenfalls in Hashtag Volatility, den Anlagepodcast von QC Partners und Börsen-Zeitung, rein.

#00: Und damit sind wir am Ende dieser Episode angelangt.

#00: Redaktionsschluss für diese Ausgabe war Donnerstag, 3. Februar, 18 Uhr.

#00: Eine Gesamtübersicht über Konjunktur- und Unternehmenstermine finden Sie unter boersen-zeitung.de. Alle genannten Links sind mitsamt weiteren Informationen in den Shownotes zu dieser Folge aufgeführt.

#00: Wie stets wünsche ich Ihnen an dieser Stelle einen guten Wochenabschluss und ein erholsames Wochenende.

#00: Alles Gute und Tschüss

#00: 14:05-0# „7 Tage Märkte – die Wochenvorschau der Börsen-Zeitung“